26. Juli 2006
AMAL verzeichnet Anstieg bei rechten Gewalttaten im 1. Halbjahr
Pressemitteilung
Keine Aussicht auf Besserung:
AMAL verzeichnet Anstieg bei rechten Gewalttaten im 1. Halbjahr
Görlitz, 26. Juli 2006: Das Beratungsprojekt AMAL recherchierte in seinem
Beratungs-gebiet für die ersten sechs Monate des Jahres 44 Übergriffe mit rechter Tatmotivation. Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2005 (33 Übergriffe) bedeutet das eine Steigerung von 25%. AMAL kann damit den Trend der Verfassungschutzbehörden bestätigen, die bereits für 2005 eine deutliche Zunahme bei rechtsextremen Gewaltdelikten in Sachsen sowie im Bundesgebiet gemeldet haben.
Von den 44 Übergriffen waren 72 Personen direkt und 38 Personen indirekt betroffen. In mindestens 37 Fällen wurden Anzeigen erstattet. Vorrangige Opfergruppen sind nichtrechte Jugendliche/Heranwachsende sowie Menschen mit Migrationshintergrund. Die MitarbeiterInnen der AMAL-Teams in Görlitz und Wurzen unterstützten im 1. Halbjahr insgesamt 128 Personen bei der Bewältigung von Tatfolgen (101 direkt Betroffene / 27 indirekt Betroffene), darunter viele Betroffene von Vorfällen aus den vergangenen Jahren.
Die differenzierte Betrachtung nach Landkreisen zeigt, dass ein Anstieg der Übergriffe ausschließlich für die west- und südwestsächsischen Landkreise zu verzeichnen ist, während die Zahl für Ostsachsen annähernd konstant ist. Einen Grund hierfür sieht AMAL-Mitarbeiter Ingo Stange vom Team Wurzen in der Unterstützungsbereitschaft durch neue Kooperationspartner in einzelnen Landkreisen. „Vor allem unser ehren-amtlicher Mitarbeiter in Plauen hat dazu beigetragen, dass uns viele Übergriffe im Vogtland bekannt geworden sind und wir Zugang zu Betroffenen bekamen. Ähnliches gilt für unsere Kooperationspartner im Landkreis Mittweida, in und aus dem schon seit langem die Kameradschaft Sturm 35 sehr brutale Überfälle organisiert“, so Stange. Entgegen anfänglicher Befürchtungen hatte die Fußball-WM keinen Einfluss auf die Häufung von Übergriffen.
AMAL geht nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer bei rechten Gewalttaten aus und bittet die Öffentlichkeit um Unterstützung. Hinweise auf Übergriffe können jederzeit bei den MitarbeiterInnen der AMAL-Büros hinterlassen oder über das Meldesystem „Licht ins Dunkel“ der Projekt-Homepage www.amal-sachsen.de übermittelt werden. Zusätzlich zu gewalttätigen Übergriffen waren erneut viele weitere rechte Vorkommnisse zu verzeichnen: Sachbeschädigungen, Kundgebungen, Konzerte, Strukturaufbau von NPD und JN etc. Projektkoordinator Hagen Kreisel meint dazu: „Angriffe gegen Personen müssen deshalb im Zusammenhang mit den genannten Vorkommnissen gesehen werden, da die Akteure oft der gleichen Szene entstammen.“ Eingebettet sind sie in eine in Sachsen weitgehend etablierte rechtsextreme Alltagskultur, die auf einen gut organisierten Handel mit Lifestyle-Artikeln, regelmäßige Rechtsrockkonzerte und ideologisches Futter von Kameradschaften und NPD zurückgreifen kann. „Nachhaltige Einschnitte in diese Alltagskultur sind derzeit leider nicht wirklich in Sicht, was viele Betroffene sehr beunruhigt“, so Kreisel.
Ob AMAL im kommenden Jahr noch eine Statistik vorlegen kann, ist stattdessen derzeit fraglich. So sicher wie das Ende der Modellförderung durch das Bundesprogramm CIVITAS zum Jahresende ist, so ungewiss ist zum jetzigen Zeitpunkt auch die Fortführung ähnlicher Opferberatungsprojekte wie AMAL.
Wir bitten um Veröffentlichung der Meldung. Vielen Dank.
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AMAL - Hilfe für Betroffene rechter Gewalt e.V.
Beratungsteam Görlitz
Bautzener Str 20
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