30. März 2008
Europa - zwischen Zentralismus und regionaler Identität
Europäische Bürgerschaft? Was ist das?
In den letzten Jahren wuchs die Europäische Union durch die Aufnahme neuer Mitgliedsländer in ihre Reihen. Damit ist nicht nur in verwaltungstechnischer Hinsicht auf Staatsebene eine neue Herausforderung gegeben - es wird unter einem übergreifenden, europäischen Dach auch eine Vielzahl von Kulturen vereint. Europa bewegt sich in einem Spannungsfeld von Distanz und Bürgernähe, das nicht selten einer Gratwanderung gleich kommt. Die Rolle der regionalen Kultur als Identität stiftender Faktor - auch im Sinne von „Heimat“ – ist dabei nicht zu unterschätzen.
Jedes Jahr führt das Land Sachsen vor diesem Hintergrund im Mai eine Europa-Woche durch. Daran beteiligte sich das Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. 2008 vom 2. bis 4. Mai mit einer Veranstaltungsreihe “Europa – zwischen Zentralismus und regionaler Identität”. Europa wurde in drei Teilen mit drei Themenkomplexen und unterschiedlichen Veranstaltungsformaten ins Bewusstsein gerückt:
A) Teil 1: “Bretagne – regional statt national?” Fotoshow mit Kurzvortrag
Am Freitag, 2. Mai 2008, fand von 20-22 Uhr der französische Themenabend statt. Alice Salvador, Europäische Freiwillige beim NDK und gebürtige Bretonin, präsentierte in einer Fotoshow ihre Heimatregion und stand für Fragen zur Verfügung. Nach der 30minütigen Show legte sie Musik aus der Bretagne auf und zeigte dem Publikum, wie in Frankreich Crépes gebacken werden.
B) Teil 2: “Wie viel Zentralismus braucht die EU?” Podiumsdiskussion
Am Samstag, 3. Mai von 16 bis 17.30 Uhr konnte der EU-Abgeordnete Holger Krahmer im Kultur- und BürgerInnenzentrum D5 begrüßt werden. Unter den Gästen befanden sich auch der Landrat des Muldentalkreises und sein Stellvertreter. In dieser Runde wurde intensiv über die Problematik bürokratischer Hürden der EU diskutiert. Als kompetenter Moderator fungierte der NDK-Mitarbeiter und selbstständige Organisationsberater Stephan Meister.
C) Teil 3: “Schlesien – Multiethnisch (l)eben!” Filmvorführung und Diskussion, DJ
Am 3. Mai 2008 von 19 bis 21.30 Uhr wurde unter dem Motto "Schlesien: multiethnisch (l)eben!" der Film „An uns ist alles besonders“ gezeigt. Die anschließende Podiumsdiskussion legte einen Fokus auf die Region Oberschlesien und hat das Spezifische dieser Region im Kontext der dort lebenden jungen Schlesier aufgezeigt. Dieser Projektteil wurde vom NDK gemeinsam mit dem Polnischen Institut und apropos.polen aus Leipzig durchgeführt; gefördert wurde das Projekt vom Land Sachsen und der Robert Bosch Stiftung.
Das Ziel der Veranstaltung war es, dem Publikum die Problematik der multikulturellen Region Schlesien in der Mitte Europas aufzuzeigen, einer Region, die sich erst seit der Wende im Jahre 1989 öffentlich mit ihrer wechselvollen Geschichte auseinandersetzen kann. Das Publikum sollte durch den Film am Beispiel einer Oppelner Schulklasse auf die "Gegenwart der Vergangenheit" aufmerksam gemacht werden.
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit der Regisseurin Ute Badura sowie Karoline Gil (Polnisches Institut Leipzig), Mitherausgeberin des Bandes "Identität Niederschlesiens - Dolny ÅšlÄ…sk", bekam das Publikum die Möglichkeit, sich eingehender über die geschichtlichen und gesellschaftlichen Aspekte der Identität der Region Schlesien zu informieren und darüber zu diskutieren. Die Diskussion wurde von Magdalena Kaminska, freie Kulturwissenschaftlerin, geleitet. Danach stand Frau Badura für weitere Gespräche in informellem Rahmen zur Verfügung. Anschließend legte ein DJ polnische und andere osteuropäische Musik auf.