31. Dezember 2019
Ich und die Anderen? Vom Othering zum Rassismus
In Wurzen aber auch in anderen Orten und generell im Landkreis Leipzig sind wir momentan mit einem zunehmend rassistisch motivierten Gewaltpotential konfrontiert. In der nahen Vergangenheit kam es vermehrt zu Angriffen und Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Geflüchteten/ Asylsuchenden. Beschimpfungen, Anfeindungen und Beleidigungen verbaler Art sind bereits Alltag für die Menschen.
Was als neue erschreckende Entwicklung erscheint, hat tiefere Wurzeln in einer fehlenden Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte und dem Erbe, welches wir weiter in uns und mit uns herumtragen. Dies für uns persönlich zu reflektieren ist seit langem überfällig, wie jetzt deutlich wird.
Vor allem bei unserer Arbeit innerhalb und außerhalb von Schulen erleben wir immer häufiger die unreflektierte Wiedergabe von rechten und rechtspopulistischen bis hin zu rassistischen Parolen, Witzen, Redewendungen. Offene Diskussionen hierüber werden nur wenige geführt, vieles läuft im Verborgenen ab. Kinder und Jugendliche, die sich diesem Trend entgegen stellen wollen, erhalten meist nur wenig Unterstützung und halten sich deshalb eher zurück. Auffallend ist auch, dass oft bestimmte Gruppen Meinungen dominieren und Andere dem nichts entgegen setzen können.
Mit unseren Workshops möchten wir aufmerksam machen, Diskussionen anregen, eigene Überzeugungen in Frage stellen, Meinungen austauschen und Widerspruch üben. Dabei geht es uns nicht um Stigmatisierung, sondern um Sensibilisierung und ins Gespräch kommen. Sensibilisierung für den unbewussten Rassismus, mit dem wir fast täglich konfrontiert sind. Er versteckt sich in der Werbung, in Witzen, beiläufigen Sätzen und Begriffen. Vieles haben wir übernommen, Bilder im Kopf werden durch mediale Eindrücke verstärkt.
In den letzten Jahren sind die Anfragen nach Angeboten zum Thema Rassismus immer häufiger geworden und wir haben uns darauf eingestellt einen Teil der Bedarfe aufzunehmen. Andere leiten wir an andere kompetente Träger weiter. Wir freuen uns, dass diese Auseinandersetzung jetzt anfängt und lernen mit jeder Veranstaltung selbst noch ein bisschen mehr über uns selbst. Die erste und wichtigste Erkenntnis für uns ist, dass niemand frei von Rassismus ist. Wir alle haben diese Bilder im Kopf und auch Abwertungen. Ein Problem ist es, wenn wir dies nicht reflektieren und immer wieder hinterfragen.