31. Dezember 2019
Mit dem Fahrrad um die Welt - Bildungsprojekt zum interkulturellen Lernen
Auf Basis einer zweijährigen Radweltreise führte und führt Claudia Hildenbrandt an Oberschulen und Gymnasien in Sachsen und Thüringen interkulturelle Workshops durch, vorwiegend in den Klassenstufen 9 und 10. Dabei hinterfragen die Jugendlichen Vorurteile, Stereotypen und deren Ursprünge, eigene Weltanschauungen und reflektieren kritisch den (nationalen) „Kultur“-Begriff. Immer kombiniert mit Erfahrungen und Geschichten aus der Radreise. Reiserequisiten wie etwa Gastgeschenke, Fotos, Videoaufnahmen und Reiseutensilien dienen weiterhin der Veranschaulichung.
Es zeigt sich, dass der Radreise-Workshop gerne von den Lehrkräften gebucht wird, die dafür vier bis sechs Unterrichtsstunden freihalten. Die Schüler*innen reagieren aufgeschlossen und mitunter verblüfft über manche Reisebegebenheit. Durch die authentischen Berichte vermag es der Workshop, einen offenen, authentischen Zugang zu teils „heiklen“ Themen wie etwa Vorurteile (auch gegen Menschen mit Migrationshintergrund), aber auch den emotional aufgeladenen Kulturbegriff zu schaffen. Der Großteil der Jugendlichen meldet in der abschließenden Feedbackrunde rück, dass vorher bestehende Weltbilder und Stereotypen nun angezweifelt würden (bspw.: „Ich hätte nicht gedacht, dass die Menschen in Iran gastfreundlich sein können.“ Oder: „Der Workshop war sehr interessant, weil man die Bevölkerung anderer Länder aus einem anderen Blickwinkel sieht, als es in den Medien gezeigt wird."). Durch den ständigen Einbezug der Schüler*innen mittels aktivierender Methoden gelingt es, das Interesse und Motivation über den gesamten Projekttag hinweg hoch zu halten. An einer Schule in Südthüringen äußerten sich der Großteil einer Gruppe bewusst fremdenfeindlich und rassistisch. Daraufhin ergriffen Lehrkräfte und Schulleitung nach dem Workshop weitere Maßnahmen, um die politisch-demokratische Bildung zu vertiefen. Der Workshop selbst wurde im Laufe der Zeit stetig angepasst und verbessert, auch mit dem Ziel, bewusst auf Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen sowie starrem Kulturdenken einzugehen und damit eine Moralisierungsfalle und die damit einhergehende Abwehrreaktion von Seiten der Jugendlichen zu vermeiden.