31. Dezember 2021
Zwischenwelten - von Ankunft bis Ankommen
Was brauchen Sie um an einem Ort anzukommen?
Nach der Lesereihe „Ankommen in Deutschland auf drei Zeitebenen“ war unser Interesse an dem Thema geweckt. Vor allem in Gesprächen mit Migrant:innen bzw. Geflüchteten kommt immer wieder das Gefühl zur Sprache, selbst nach fünf oder auch zehn Jahren in Deutschland und speziell in Wurzen oder dem Landkreis Leipzig nicht angekommen zu sein. Gleichzeitig erleben wir, dass viele gebürtig in Wurzen lebende Menschen nur eine geringe Identifikation mit der Stadt haben. Sie leben zwar hier, aber fühlen keine wirkliche Verbundenheit mit der Stadt. Meist begegnet uns Desinteresse an den städtischen Entwicklungen und eine hohe Frustration über die eigenen Lebensumstände. Die Wende hat auch in Wurzen vieles einschneidend für die Menschen verändert. Viele sind weggegangen, andere zugezogen. Betriebe wurden geschlossen oder übernommen, Menschen haben ihre Arbeit und oft damit auch ihr Selbstwertgefühl verloren. „Ankommen“ kann unterschiedliche Ebenen und Bedeutungen haben, je nachdem von wo aus die Menschen ihre Reise starten. Die Reise kann dabei ein innerer Prozess oder ein eine äußere Bewegung sein. Vor dem Ankommen steht die Ankunft: Einfach erst Mal da sein und da sein dürfen. Ein „Willkommen“, das ausgesprochen wird oder eben nicht und dabei viel entscheidet. Das alles wollten wir zeigen in diesem Projekte. Wir sind mit verschiedenen Menschen ins Gespräch gekommen, haben Filme gezeigt und eine thematische Schaufensterausstellung gestaltet. Der Wunsch nach einem Ankommen ist ein starkes verbindendes Element zwischen den Menschen und doch machen wir es einander manchmal so schwer. Dabei braucht es oft nicht mehr als ein freundliches Wort, um Brücken zu bauen. Und über allem steht die Frage, was wünsche ich mir, um anzukommen in einem fremden Land, einem neuen System, nach einem Verlust oder einer Veränderung in meinem Leben.